Publicis Media News Publicis Media News August 2019

IGEM digiMonitor 2019 – die interessantesten Trends, zusammengefasst von Andreas Weiss

Am 27. Juli wurde die sechste Ausgabe des IGEM digiMonitors offiziell vorgestellt. Die Studie zeigt die Nutzung von Video, Audio, Fernsehen, Kino, Radio, Teletext, Virtual Reality, Smartwatch, Adblocker und Social Media über Smartphone, Tablet, PC, Laptop, Smart Speaker sowie TV- und Radio-Gerät in der Schweiz. Als einzige Studie mit diesen spezifischen Inhalten ist der IGEM-digiMONITOR repräsentativ für die Gesamtbevölkerung ab 15 Jahren in der deutschen und französischen Schweiz, weil in der Telefonbefragung auch Offliner befragt werden. Die Befragung wird seit 2014 jährlich von der IGEM (Interessengemeinschaft elektonischer Medien) zusammen mit der WEMF durchgeführt und ermöglicht somit nun Vergleiche über einen Zeitraum von sechs Jahren. Publicis Media ist seit Anfang an durch Andreas Weiss im Projektteam der Studie vertreten und gestaltet diese aktiv mit. Wir fassen in der heutigen Ausgabe der Publicis Media News die interessantesten Erkenntnisse für Sie zusammen.

Gerätenutzung – TV, Radio und Smartphone sind Allgemeingut, Smart Speaker und VR-Brillen nicht
Fernsehen und Radiogeräte werden von den meisten Schweizern genutzt, danach folgt gleich knapp dahinter das Smartphone. Bislang wenig erfolgreich sind hingegen der Smart Speaker und die Virtual Reality Brille (siehe Abb. 1). Dies sind bislang absolute Nischenprodukte ohne nennenswerte Marktdurchdringung. Bei den Smart Speakern ist das sicher auf die in der Schweiz fehlende Service-Anbindung zurückzuführen, was den Nutzwert der Gerätekategorie erheblich einschränkt. Amazon- oder Uber- Bestellungen sind hierzulande z.B. nicht möglich. Für die Virtual Reality-Brille scheinen sich hingegen keine massentauglichen Alltagsanwendungen zu finden, die diese Gerätekategorie über die Gaming-Community hinaus interessant machen.


Abb. 1: Nutzung elektronischer Geräte. Quelle: IGEM digiMonitor 2019

Einkommen entscheidet über Smartphone-Nutzung
Das Einkommen ist ein entscheidender Faktor für die Nutzung eines Smartphones – Menschen mit niedrigem Einkommen nutzen deutlich seltener eines als Menschen mit mittlerem oder hohem Einkommen. Dies gilt allerdings nicht für unter 30jährige – hier ist das Smartphone in allen Einkommensklassen ein buchstäblich 100%iges Must-Have (siehe Abb. 2).


Abb. 2: Smartphone Nutzung nach Alter und Einkommen. Quelle: IGEM digiMonitor 2019

«Kleiner» Röstigraben bei elektronischen Medien
Es gibt einen «kleinen Röstigraben» bei elektronischen Medien: Während Teletext, Web-TV, Radio Paid Videostreaming und TV etwas stärker in der Deutschschweiz genutzt werden, sind Videostreaming, Social Media, Musikstreaming und Kino etwas populärer in der Romandie. Generell werden Streamingangebote auch etwas stärker von Männern genutzt als von Frauen (siehe Abb. 3).


Abb. 3: Smartphone Nutzung nach Alter und Einkommen. Quelle: IGEM digiMonitor 2019

Die TV-Nutzung ist insgesamt gesehen immer noch hoch
Die TV-Nutzung der Gesamtbevölkerung bleibt über die Jahre auf hohem Niveau stabil (siehe Abb. 4). Services wie Catch-Up-TV machen das Medium attraktiv und werden auch von älteren Menschen immer stärker genutzt. Zu beobachten ist aber auch eine hohe Parallelnutzung anderer Geräte während des TV-Konsums, besonders von jüngeren Zuschauern. Fast die Hälfte aller 15-34jährigen gibt an, mindestens mehrmals pro Woche ein anderes Gerät gleichzeitig zum Fernsehen zu nutzen, daher wird das Fernsehen oft mit geteilter Aufmerksamkeit konsumiert. Das ist jedoch aus werblicher Sicht nicht nur negativ zu sehen: während der Werbepausen ist der Gang zum Kühlschrank oder zur Toilette nicht ganz so naheliegend, wenn man gerade das Smartphone in der Hand hat. So wird die Werbung immerhin meistens noch auf der Tonspur wahrgenommen.


Abb. 4: TV-Nutzung der Gesamtbevölkerung im Zeitverlauf. Quelle: IGEM digiMonitor 2019

Zu Hause ist es immer noch am schönsten
Der Fernsehkonsum findet bei allen Altersgruppen immer noch mehrheitlich in den eigenen vier Wänden statt. Jedoch ist zu beobachten, dass vor allem die jüngeren Zuschauer TV auch gern mal mit Freunden, Bekannten oder Verwandten zusammen nutzen – hier spielt der soziale Aspekt offenbar eine bedeutende Rolle. Auch nutzen Jüngere das Fernsehen auch öfter als andere in öffentlichen Verkehrsmitteln (siehe Abb. 5).


Abb. 5: TV-Nutzungsorte nach Alter. Quelle: IGEM digiMonitor 2019

Junge schauen stetig weniger TV
Betrachtet man nur die jüngste Zuschauergruppe, so ist der TV-Konsum über die Jahre leicht rückläufig. Der Verlust ist zwar von Jahr zu Jahr nicht dramatisch, kumuliert sich aber über die Jahre zu einem stetigen und beträchtlichen Rückgang (siehe Abb. 6). Diese Gruppe kehrt dem linearen TV nach und nach den Rücken und widmet sich Quellen, die immer, jederzeit und auf Abruf verfügbar sind.


Abb. 6: TV-Nutzung der 15-34jährigen im Zeitverlauf. Quelle: IGEM digiMonitor 2019

Youtube und Netflix sind die beliebtesten TV-Alternativen
Die beliebtesten Bewegtbild-Alternativen zu TV sind bei der jüngeren Zuschauergruppe vor allem YouTube und Netflix. Während Youtube mit 87% eine sehr hohe Reichweite erzielt, erreicht Netflix nur etwas mehr als die Hälfte der 15-34jährigen. Dies ist angesichts der Tatsache, dass Netflix erst seit wenigen Jahren in der Schweiz aktiv ist, und es sich noch dazu um einen kostenpflichtigen Dienst handelt, trotzdem ein ziemlich beachtlicher Wert. Bemerkenswert sind auch die 12%, die Twitch bereits erreicht. Twitch ist eine Plattform, die Livestreams von Videogames zur Verfügung stellt. Dies ist demnach also immerhin schon für jeden achten Menschen in der Schweiz unter 35 Jahren mindestens gelegentlich interessant. Noch vor drei Jahren wurde diese Plattform im IGEM digiMonitor noch nicht einmal erhoben (siehe Abb. 7).


Abb. 7: Nutzung von Streaming-Plattformen nach Alter. Quelle: IGEM digiMonitor 2019

Social Media Wachstum verlangsamt sich
Das Wachstum der Social Media-Plattformen in der Schweiz verlangsamt sich. Einzig Whatsapp wächst stetig und deutlich weiter. Während Instagram und Pinterest immerhin noch leicht hinzugewinnen, sind einige Plattformen sichtbar auf dem absteigenden Ast. Besonders auffällig ist der Rückgang bei Facebook. Dieser Schwund liegt vor allem daran, dass sich gerade in der jüngsten Nutzergruppe seit dem vergangenen Jahr besonders viele Menschen von Facebook verabschiedet haben, wie unsere Langzeitanalysen zeigen.

Die erstmals im IGEM digiMonitor abgefragte neue Plattform Tik Tok liegt noch auf einem extrem niedrigen Nutzungsniveau. Dies ist auch der Tatsache geschuldet, dass Tik Tok vor allem sehr junge Teenager anspricht, in der Studie aber Personen erst ab 15 Jahren befragt werden (siehe Abb. 8).


Abb. 8: Social Media-Nutzung im Zeitverlauf. Quelle: IGEM digiMonitor 2019

Snapchat und Tik Tok haben die jüngste Nutzerschaft
Betrachtet man die Alters- und Geschlechtsprofile der Social Media-Plattformen, so zeigt sich, dass Whatsapp und Facebook deutlich im Mainstream liegen. Instagram sowie vor allem Snapchat und Tik Tok sind deutlich jünger positioniert. Pinterest hat dagegen einen deutlichen Nutzungsschwerpunkt bei den Frauen, während bei Xing und Twitter mehr Männer aktiv sind (siehe Abb. 9).


Abb. 9: Social Media-Nutzung nach Alter und Geschlecht. Quelle: IGEM digiMonitor 2019

Auch 2020 gibt es wieder einen IGEM digiMonitor
Nachdem der IGEM digiMonitor auch in diesem Jahr wieder auf grosses Interesse im Markt stiess, ist es erfreulich, dass die Finanzierung der nächsten Welle bereits gesichert ist und es somit auch im kommenden Jahr wieder eine neue Welle mit aktuellen Zahlen geben wird. Positives wurde auch die Entscheidung der IGEM aufgenommen, das Erscheinungsdatum der Studie in diesem Jahr erstmals auf den August vorzuverlegen, so dass die Zahlen für die strategische Planungsphase im Herbst bereits zur Verfügung stehen. Aller Voraussicht nach wird deshalb das Erscheinungsdatum wohl auch 2020 wieder so gewählt werden.

Wir danken der IGEM für das zur Verfügung stellen der Fotografie

Monatliche TV-Marktanteils-Analyse Juli – kommentiert von Andreas Weiss
Im Juli gab es in der Deutschschweiz keine sehr grossen Marktanteils-Verschiebungen. Bei den grossen Sendern profitierte vor allem SRF zwei vom Tennis-Turnier in Wimbledon, wo es Roger Federer immerhin bis ins Finale geschafft hat – ein Plus von 19 Indexpunkten gegenüber dem Juni waren die Folge. Auch RTL konnte sich über einen Zuwachs von 11 Punkten freuen. SAT.1 (-16 Punkte) und RTL II (-13 Punkte) verzeichneten hingegen einen etwas schächeren Juli. Bei den kleineren Sendern gab es vor allem mit 6+ einen Aussreisser nach oben (Index 184 gegenüber Juni), dies ist jedoch aufgrund der volatilen Werte bei den kleinen Sendern nicht überzubewerten. DMAX (-11 Indexpunkte), TV24 (-17) und SUPER RTL (-13) lagen dagegen deutlich unter dem Marktanteils-Niveau des Vormonats.

In der Westschweiz konnte sich RTS Deux über einen Marktanteilszuwachs von 31 Indexpunkten freuen, mutmasslich ebenfalls begünstigt durch die Übertragung des Wimbledon-Turniers. TFX lag auch noch 14 Punkte im Plus, dagegen brach TMC mit einem Index von 66 gegenüber dem Juni förmlich ein. Auch Cartoon Network (-21 Indexpunkte), C8 (-13) und 6ter (-10) verzeichneten einen eher schwachen Juli.

Im Tessin gab hingegen praktisch keine Marktanteilsverschiebungen. RSI LA1 und RSI LA2 erzielten fast punktgenau das Marktanteilsergebnis des Vormonats.

Erläuterungen: Das Balkendiagramm zeigt jeweils den Index gegenüber dem Vormonat. Ein Index über 100 bedeutet also, dass der Sender zugelegt hat, ein Index unter 100, dass der Sender Marktanteile verloren hat – so lassen sich auf einen Blick Gewinner und Verlierer erkennen. Die aktuellen Marktanteilswerte finden sich auf den jeweiligen Balken am unteren Ende.

 

Auch in diesem Monat gibt es noch weitere interessante Neuigkeiten. Lesen Sie mehr dazu in unserer Linksammlung des Monats August – zusammengetragen und kommentiert von Andreas Weiss

Angesichts des steigenden Konkurrenzdrucks im Streamingmarkt erweitert Netflix seine Wertschöpfungskette und bringt deutlich mehr Filme vorab ins Kino:

https://www.horizont.net/medien/nachrichten/streamingdienst-netflix-bringt-deutlich-mehr-filme-vorab-ins-kino-177126

Nach dem PR-Gau, den das Swisscom-Startup Beem im Mai erlebt hat (an dem gewisse Medien nicht ganz unschuldig waren) kommt nun die Markteinführung – im Oktober soll es offiziell losgehen:

https://www.itmagazine.ch/Artikel/70300/Swisscom_lanciert_Beem_ab_Oktober_offiziell.html

Der Bundesrat verzichtet auf ein neues Bundesgesetz über elektronische Medien. Stattdessen soll es ein Massnahmenpaket geben, dass dem Parlament im ersten Halbjahr 2020 vorgelegt wird:

https://www.horizont.net/schweiz/nachrichten/medienfoerderung-geplantes-mediengesetz-ist-vom-tisch-177141

Die NZZ-Gruppe ist offenbar mit ihrer Digitalmobile-first-Strategie erfolgreich, zumindest am Lesermarkt:

https://www.horizont.net/schweiz/nachrichten/nzz-mediengruppe-dank-digitalmobile-first-stratgie-in-einem-jahr-5-prozent-zahlende-nutzer-gewonnen-176935

In den 60er Jahren gab es mal eine Militärklamotte, in der findige US-Marinesoldaten den Supercomputer an Bord ihres Schiffs dazu zweckentfremdet haben, um in Monte Carlo eine Spielbank beim Roulettespiel auszunehmen. Jetzt gab es das Ganze in Echt, nur mit dem Unterschied, dass das Schiff ein Atomkraftwerk in der Ukraine war und dass es statt um Casino-Chips um Bitcoins ging:

https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/ukraine-mitarbeiter-schuerften-bitcoins-im-atomkraftwerk-a-1283488.html